Urlaub mit Rheinpanorama English version
Medenscheid ist ein Dorf von etwa 180 Einwohnern und gehört als Stadtteil zu Bacharach. Es liegt anders als Bacharach auf der Höhe und schaut auf den Rhein hinab. Im Dorf gibt es jedes Jahr ein Rosenfest, bei dem viele Gärten für Besucher geöffnet werden. Es wird getragen von einer Frauengruppe, die ihren Ehrgeiz darein setzen, jedes Jahr wieder neue Rosensorten zu präsentieren. Im Dorf sind auch mehrere Personen künstlerisch tätig. Bei gelegentlichen Ausstellungen kann man ihre Werke anschauen. Andere sind bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert. Freitag abends trifft man sich im Keller des Gemeindehauses.
Bacharach liegt am Rhein zwischen Bingen und Oberwesel und hat mit seinen 3 Höhenorten zusammen etwa 2300 Einwohner. Zu einem virtuellen Stadtrundgang lädt die website der Rhein-Nahe-Touristik ein. Im Sommer wird die Stadt von Besuchern sehr stark frequentiert. Vor allem lockt sie wohl die "Rhein-Romantik": Verwinkelte Gässchen, Fachwerkhäuser, eine veritable Burg und zahlreiche Weinlokale.
In der Burg Stahleck befindet sich eine moderne Jugenherberge. In den Weinbergen, auf halber Höhe zwischen Peterskirche und Burg Stahleck, steht als Kulturdenkmal und Kleinod rheinischer Hochgotik die Ruine der ehemaligen Wernerkapelle. Am Karfreitag des Jahres 1287 war in einer Höhle am Rhein zwischen Bacharach und Rheindiebach der Leichnam eines Jungen mit Namen Werner gefunden worden. Der stammte aus Womrath, einem Dorf auf dem Hunsrück, und hatte sich in Oberwesel verdingt.
Auf die Anschuldigung einer Magd
hin wurde der jüdische Dienstherr des Ritualmordes an dem Knaben
beschuldigt. Die
Folge der Ritualmordbeschuldigung war ein Judenpogrom, das Bacharach und
die Nachbarorte Oberwesel und Boppard erfasste. Allein in
diesen Orten wurden über 40 Juden Opfer des aufgebrachten Pöbels. Die
Mordwelle breitete sich bis an den Niederrhein aus und war das schlimmste Pogrom
seit dem ersten Kreuzzug.
Von dieser Begebenheit ließ sich Heinrich Heine 1840 zu seinem Romanfragment "Der
Rabbi von Bacherach" anregen.
Zunächst wurde der Leichnam in der Bacharacher Kunibertskapelle aufgebahrt. Allerlei Wunder wurden kolportiert. Den Gläubigen, die zum Grab Werners pilgerten, gewährte man einen Ablass von vierzig Tagen. Mehr war nicht drin, da der Knabe nicht offiziell heilig gesprochen wurde. So bildete sich bald ein lokal bedeutsames, aber ökonomisch verhaltenes Wallfahrtsgeschäft. Bald schon wurde mit dem Umbau zur Wernerkapelle begonnen. 1293 fand eine Altarweihe statt. Die Finanzierung der Kapelle erfolgte mit Hilfe der Erträge aus Wallfahrt und Ablasshandel. Wegen Geldmangel mussten dann die Bauarbeiten allerdings eingeschränkt werden. 100 Jahre später wurde der Frühhumanist Dr. Winand von Steeg Pfarrer in Bacharach. Er betrieb den Prozess der Kanonisierung in Rom und ihm gelang es, den Bau 1430 zu vollenden. Mit der Heiligsprechung war er weniger erfolgreich, doch Werner blieb weiter ein Volksheiliger. Bacharach war eine der wichtigsten Zwischenstationen für ungarische und slawische Pilger, die auf ihrer Wallfahrt nach Aachen hier das Wernergrab besuchten.
Mit Einführung der Reformation im Jahre 1545 verlor der Wernerkult an
Bedeutung. Die Reliquien wurden während des 30jährigen Krieges von den Spaniern
mitgenommen.
1689 wurde Bacharach während des Pfälzischen Erbfolgekrieges von den Franzosen
erobert und Burg Stahleck gesprengt; herabfallende Trümmer zerschlugen Dach und
Gewölbe der Wernerkapelle.
Von 1981 bis 1996 wurde die Ruine mit Hilfe einer Bürgerinitiative restauriert. Heute gilt sie nicht nur als hervorragendes Beispiel gotischer Baukunst, sondern auch als Mahnmal christlicher Verblendung und Schuld gegenüber dem Volk der Juden. Das drückt die Widmungstafel mit einem Gebet von Papst Johannes XXIII aus.
Die örtliche Realschule bietet einige Informationen über die Wernerkapelle. Gelegentlich findet man auch Projekte der Erwachsenenbildung, z.B. der Uni Heidelberg und des Ev. Erwachsenenbildungswerks Rheinland-Süd, die an diesem Beispiel die Geschichte des Verhältnisses von Christen und Juden bearbeiten.
Das Mittelrheintal von Koblenz bis Bingen wurde 2002 von der UNESCO zum
Weltkulturerbe
erklärt. "UNESCO-Welterbe Kulturlandschaft
oberes Mittelrheintal", so lautet der offizielle Titel. Dieser rund 65 Kilometer
lange Abschnitt ist eine Kulturlandschaft von großer Vielfalt und Schönheit.
Besondere Ereignisse sind jährlich "Rhein in Flammen":
Von Anfang Mai bis Ende September an mehreren Wochenenden mit einem
Riesenaufgebot von Pyrotechnik in den einzelnen Ortschaften von Bingen bis Bonn.
Ende Juni ist "Tal-to-Tal" auf beiden Seiten des Rheins mit freier Fahrt nur für
Fahrräder, an jedem Wochenende im Sommer gibt es gleich mehrere Wein-, Dorf- und
Hoffeste.
2005 wurde der "Rheinburgenwanderweg fertig gestellt, der auch an unserem Haus vorbeiführt. Er verbindet rechts und links des Rheins 28 Burgen des Welterbegebietes von Bingen bzw. Rüdesheim bis Koblenz miteinander. Dieser Wanderweg ist der Weg mit der höchsten Burgendichte Europas.
Natürlich darf man den Ausblick auf die Region nicht schließen, ohne auf das Lebenselixier zu benennen, das das Mittelrheintal zusammenhält, den Wein. Im Anbaugebiet Mittelrhein werden auf ca. 600 ha Rebfläche vor allem der klassische Riesling, aber auch Müller-Thurgau, Kerner, Dornfelder und Spätburgunder angebaut.
Viele Sonnentage und die windgeschützte Lage geben diesen Weinen ihre besondere Qualität. Der Rhein und die vorherrschenden Schiefer- und Grauwackeböden wirken als als natürliche Wärmespeicher.
Wegen des intensiven Fremdenverkehrs kann der Wein im Mittelrheintal vielfach direkt an Endverbraucher vermarktet werden.
Victor Hugo, Rheinreise (1840)